Schüler-Demo für Zusammenhalt

12/11/2022
Celina Krauß, Schülerin:

ZUSAMMENHALT- Wenn ich an das Wort ZUSAMMENHALT denke, fallen mir sofort mehrere Schlagworte wie „Verbindung, Gemeinschaft, Miteinander, Rücksicht, Vertrauen oder Schutz“ ein. Alles Begriffe, die ich damit assoziiere. 

ZUSAMMENHALT bedeutet laut Definition: „Verbundenheit zwischen den Mitgliedern einer Gruppe.“ Doch warum ist dieser so wichtig? Zusammenhalt ist wichtig für die Zukunft einer Gesellschaft -UNSERER Gesellschaft- und wirkt sich auf das subjektive Wohlbefinden der Menschen aus: Mehr ZUSAMMENHALT bedeutet mehr Lebenszufriedenheit. Und gerade in unserer heutigen Zeit sollten wir uns das mehr zu Herzen nehmen. Lässt man die letzten Monate bzw. letzten Jahre Revue passieren, so sollte uns allen auffallen, dass das nicht immer der Fall bzw. manchmal sehr schwer war.  

Die Lebensqualität ist gesunken. Dies bestätigt auch der “Index der menschlichen Entwicklung” der UN und das schon zum zweiten Mal in Folge. Auch der weltweit wachsende Pessimismus kristallisiert sich deutlich heraus. 6 von 7 Menschen fühlen sich zunehmend unsicherer.  

Unsere Welt wurde vor allem in den vergangenen Jahren von Krisen wie Überschwemmungen, Waldbränden, gewalttätige Auseinandersetzungen oder der Corona-Pandemie geprägt. Auch der seit Februar andauernde Krieg richtet unzählige Schäden an, nicht nur materiell, sondern auch psychisch. Menschen verlieren ihren Besitz, ihr zu Hause, ihre Familie, ihr Leben. Von ein auf die andere Sekunde trifft sie ein erheblicher Schicksalsschlag, ohne wirklich etwas dafür zu können. Niemand möchte sich so eine Situation auch nur ansatzweise vorstellen oder selbst betroffen zu sein. Stattdessen beschweren wir uns über „Kleinigkeiten“, die im Vergleich zum Gesamtbild der Betroffenen Opfer im Moment die geringste Sorge darstellt. 

Klar, die jetzige Zeit ist für niemanden leicht und jeder hat mit sich zu kämpfen. Doch genau in solchen Momenten ist ZUSAMMENHALT am meisten gefragt und sollte bei uns an erster Stelle stehen.  

Vertrauensvolle Beziehungen, starke Verbundenheit und gelebter Einsatz für das Gemeinwohl — diese drei Elemente sind essentiell für den gesellschaftlichen ZUSAMMENHALT.  Wenn sich jeder einzelne als Teil der Gemeinschaft sieht und jeder bereit ist, sich gegenseitig zu unterstützen und einzusetzen, sind hierfür die Grundlagen geschaffen. Alleine scheint es manchmal unmöglich, schwere Zeiten zu bewältigen, wir sind auf unsere Mitmenschen angewiesen. 

Nicht nur heute zeigen wir alle, dass wir zusammenhalten können. Schon seit mehreren Jahren versammeln wir uns hier in Wunsiedel, um uns gemeinsam gegen Rechtsextremismus auszusprechen, dass diese politische Meinung bei uns keinen Platz hat und unser ZUSAMMENHALT tausendmal stärker ist. Das ist enorm wichtig und behalten wir als Schulfamilie auch bei!  

Markus Thoma, Lehrkraft für Politik und Gesellschaft:

Vielen Dank an alle Anwesenden, die unsere Schule an einem Samstag in dieser klirrenden Kälte vertreten. Wir werden ein starkes Signal für Demokratie und Menschenrechte setzen. Wir halten als Schule zusammen und stehen für gemeinsame Werte ein! 

Um dies nachdrücklich zu unterstreichen, ist es gute Tradition geworden, dass Vertreter der Schülerschaft, der Eltern und auch der Lehrer hier zusammen für unseren Zusammenhalt in der Schulgemeinschaft stehen. Auch diejenigen, die sich auch nach vielen Jahren immer noch unserer Schule verbunden fühlen, sind wieder zahlreich erschienen und auch wieder sehr herzlich willkommen. 

Das ist in diesen Zeiten nicht selbstverständlich. Bis Anfang der Woche war noch fraglich, ob diese Demo überhaupt stattfinden kann und erst dann wollte ich den Elternbeirat und die SMV fragen, ob sie unsere Politik AG unterstützen könnten. Ehrlicherweise muss ich sagen: Meine Anfrage kam also relativ kurzfristig.  

Niemand hätte es dem Elternbeirat oder der SMV vorwerfen können, wenn sie unsere Anfrage abgelehnt hätten. Umso schöner ist es, dass wir nicht im Regen stehen gelassen wurden und wir jetzt als Schule gemeinsam hier stehen können. Dafür noch einmal ein herzliches Dankeschön (an Simone Klose und Celina Krauss)!! 

Es ist leider zu einem Kennzeichen unserer Zeit geworden, dass Vieles im Fluss ist und wir teilweise sehr spontan sein müssen. Vieles ändert sich in der Schule oder am Arbeitsplatz, Vieles wird auf Grund von Krankheit kurzfristig umgeschmissen, wir leben in einer Phase der Unwägbarkeit und des Umbruchs, in der es manchmal etwas holprig vorangeht. Dinge müssen neu organisiert werden. Manchmal werden Sachen einfach vergessen. Manchmal ist der Kopf einfach zu voll und die Nerven liegen einfach blank. 

Umso wichtiger ist es, als Gemeinschaft und auch als Schulfamilie zusammenzustehen und wir uns gegenseitig helfen wollen. Es tut gut zu wissen, dass wir einander vertrauen können und die notwendige Geduld und das Gegenseitige Verständnis füreinander aufbringen. 

Auch wir als Schule haben durch Corona Vieles neu lernen müssen, neu organisieren müssen. Vieles hakt –. Manches stockt. Aber unter schwierigsten Bedingungen dürfen wir doch auch sagen: Vieles machen wir gut, manches sogar sehr gut, wir sind in der Pandemie über uns hinausgewachsen. 

Die Schwächsten unserer Schulfamilie versuchen wir umso nachdrücklicher zu unterstützen. Bei dem Thema Digitalisierung brauchen wir uns als Schulfamilie nicht verstecken, wir haben Vieles anderen Schulen sogar voraus. Wir können das Gute Gefühl haben, dass wir diese Zeit der Pandemie wohl zum größten Teil überstanden haben. Unsere Gemeinschaft und Zusammenhalt und das Vertrauen darin, dies schaffen zu können, haben uns geholfen. Freilich werden die Zahlen wieder im Winter steigen, aber das werden wir hinkriegen, nicht wenn, sondern weil wir zusammenhalten. 

Doch nicht nur wegen Corona müssen wir als Schule zusammenstehen. Denn seit dem 24. Februar ist die Welt wieder eine andere. Wir haben geglaubt, dass wir den Kalten Krieg überwunden haben und wir ohne Weiteres in Frieden und Freiheit in Europa leben können. So mancher Historiker sprach Anfang der 90er Jahre sogar von dem Ende der Geschichte. Staaten wie Russland und China würden sich wie von Zauberhand in Demokratien verwandeln. 

Aber mit dem Angriff auf die Ukraine und damit auf unsere Friedensordnung hat sich alles geändert. Es ist wichtig, dass wir zusammen als Gesellschaft die Ukraine in ihrem Kampf unterstützen, auch mit allen anderen europäischen Staaten. Das Leben in Frieden und Freiheit in einer Staatengemeinschaft, die unveräußerliche Menschenrechte als obersten Maßstab ansetzt, muss für uns Europäer unser Erbe und Bestimmung sein. Wir Europäer müssen als Wertegemeinschaft zusammenstehen, das muss es uns wert sein, auch wenn es uns viel kostet.  

Und hierfür haben wir buchstäblich die Rechnung bekommen. Auch gut gestellte Familien bis in die bürgerliche Mitte hinein müssen sich fragen, wie sie in die Heiz- und Stromkosten, aber auch ihre Zinsen bezahlen können – von den Schwächsten in unserer Gesellschaft ganz zu schweigen. Auch hier sind wir als Gesellschaft gefragt, zusammenzuhalten. Wir müssen sehen, dass wir einander brauchen und uns gegenseitig stützen können.  

Wir müssen sehen, dass Nächstenliebe und Solidarität untereinander wichtig sind. Die Spaltung der Gesellschaft wurde bereits im Zuge der Corona-Pandemie wie durch ein Brennglas deutlich. Auch das hat uns viel gekostet, auch Freundschaften, von denen man nicht geglaubt hat, dass sie zerbrechen können. Es liegt gerade an den jüngsten unserer Gesellschaft, mehr wieder aufeinander zu zugehen. Hierfür erfordert es den nötigen Mut und auch den Willen. Das traue ich der jungen Generation noch am ehesten zu. Andere Meinungen auszuhalten ist richtig und wichtig. Doch wir müssen diese auch hinterfragen. Und wenn diese Meinungen zu Hass und Intoleranz aufrufen, gilt es diesen entgegenzutreten. Und dazu ist jeder aufgefordert. Wir müssen als Schule diese Werte vermitteln und auch leben. Und wenn ich mich hier so umschaue, denke ich, dass wir auf einem guten Weg sind. 

Schon viel zu lange haben wir über unsere Verhältnisse gelebt, auch auf Kosten unserer Kinder. Für billiges Gas haben wir einen viel zu hohen Preis gezahlt. Und es gibt noch viel größere politische Abhängigkeiten, die uns erpressbar machen.  

Das bereits achte Sanktionspaket der Europäischen Union lässt die Möglichkeiten eines geeinten Europas erahnen. Nicht nur für europäische Verhältnisse war die Reaktion auf Russlands Aggression schnell und entschlossen. Es gilt jetzt, den Weg des europäischen Zusammenhaltes weitervoranzutreiben. Wir sind auf einem guten Weg, könnten aber schon viel weiter sein. Die Möglichkeiten wären da gewesen. 

Es muss gerade die junge Generation verstehen, dass Leben in Frieden und Freiheit nicht durch nationale Alleingänge zu gewährleisten sist, sondern durch den Zusammenhalt der europäischen Familie. Wir müssen als Schule die europäischen Werte vermitteln, müssen uns klar sein, was Europa bedeutet. Es ist das Erbe der griechisch-römischen Antike, des Christentums, aber auch der Toleranz, der Epoche der Aufklärung mit seinen Ideen der Volkssouveränität, der Rechtsstaatlichkeit und der Gewaltenteilung. All diese Werte sind in unserer heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit mehr. Autoritäre Staaten sind auf dem Vormarsch – auf dem Rückzug die Demokratien – selbst innerhalb der Europäischen Union. Wir müssen alle begreifen, dass wir zusammenstehen und sogar noch näher zusammenrücken müssen. Es ist Zeit wahr haben zu wollen, dass sich etwas ändern muss. 

Auch dafür stehen wir heute zusammen ein. 

Quelle: TVO vom 14.11.22, Klick auf das Bild öffnet externen Link
Simone Klose, Elternbeirat:

Ich möchte euch zunächst ein paar Fragen stellen und euch bitten, entsprechend die Hand zu heben:

Wer von euch war schon einmal im Urlaub in Italien? In Portugal? In Ägypten? Wer war denn schon überhaupt einmal außerhalb von Deutschland im Urlaub?

Wie ihr seht, waren wir schon alle einmal irgendwann irgendwo Ausländer – zumindest während dieser Zeit und in diesem Urlaub. Das Schöne daran ist: Es ist nichts anderes als auch ein Mensch zu sein. Denn wenn wir in Italien, Portugal, Ägypten oder wo auch immer zu Gast sind, sind wir auch dort Menschen.

Wir haben zwei Augen, wir haben eine Nase, einen Mund und zwei Ohren. Wir sehen uns an, hören uns zu, können uns riechen und manchmal nicht. Und je nachdem, wie wir miteinander sprechen, können die Töne, die dabei herauskommen, unterschiedlich sein.

Denn schließlich sind wir alle unterschiedlich. Wir haben blonde Haare, schwarze oder graue Haare. Wir haben verschiedene Hautfarben, gehören unterschiedlichen Religionen an, sind homo- oder heterosexuell.

Aber: Wir alle sind Menschen!

Abgrenzung findet nur im Kopf statt! Wenn wir die Schranken, die wir im Kopf geschaffen haben, abbauen, können wir gemeinsam viel schaffen. Lasst uns die Schranken abbauen, damit unsere tolle Stadt, damit Wunsiedel weiterhin tolerant, vielfältig und bunt bleibt und radikale Strömungen hier keinen Platz haben!